Die Verdichtung ab Auslassoberkante lässt keine Rückschlüsse auf den Abstand zur Klopfgrenze zu. Die Klopfgrenze wird bestimmt durch den Druck am Ende der Kompressionsphase und dieser
wiederum wird bestimmt durch Temperatur, Füllmenge und Verdichtung.
Erhöht man also die Auslassoberkante mit dem Ziel, die Füllung bei hoher Drehzahl zu verbessern so sinkt nominell die Verdichtung, der Kompressionsdruck steigt aber und der Motor kommt
dichter an die Klopfgrenze. Im Fall der Verdichtung ab UT hat man wenigstens einen groben Anhaltswert um Motoren unterschiedlicher Tuningsstufen miteinander zu vergleichen.
Sehr wohl macht die Verdichtung ab Oberkante Auslass einen Sinn, wenn man mit dem thermodynamischen Wirkungsgrad hantiert. Je tiefer die Kante liegt, umso mehr Dekompressionsarbeit kann an
den Kolben abgegeben werden. Mehr Wirkungsgrad bedeutet in erster Linie weniger Verbrauch und in zweiter Linie höhere Leistung.
Bei Viertaktern Saugmotoren rechnet man selbstverständlich die Verdichtung ab UT, obwohl Rennmotoren auch 80 Grad vor UT den Auslass öffnen und den Einlass erst 70-80 Grad nach UT
wieder schließen. Auch hier wird massiv von Gasschwingungen profitiert und Füllungsgrade von über 100% sind völlig normal. Die Unterschiede zum Zweitakte sind also gar nicht so groß.